Sonderpreisträger

ICONIC AWARDS 2023: Innovative Architecture

Architects of the Year – Sou Fujimoto Architects

Unternehmensbeschreibung:

Häuser ohne Wände, Dächer, die sich wie flatternde Bänder über eine Landschaft legen, und Fassaden, die von unzähligen kleinen und großen Terrassen umspielt werden. Der japanische Architekt Sou Fujimoto bricht mit Konventionen – und schafft gerade damit etwas, woran es zeitgenössischer Architektur häufig fehlt: Unverwechselbarkeit, spannungsreiche Verhältnisse aus Nähe und Distanz, Gegensätze aus Kleinteiligkeit und Einheitlichkeit, architektonische Formen, die oft ebenso als Skulpturen gelesen werden könnten. Gegründet im Jahr 2000, beschäftigen Sou Fujimoto Architects heute knapp 80 Mitarbeitende in Büros in Tokio und Paris. Für ihren besonderen Umgang mit Raum, mit archetypischer Form und für ihr Bauen auf Augenhöhe mit der Natur haben Sou Fujimoto Architects längst weltweit Anerkennung gewonnen. Nicht zuletzt, seit die Londoner Serpentine Gallery das Büro 2013 bat, den jährlich neu konzipierten, temporären Pavillon in den Kensington Gardens zu gestalten. Bereits hierin verdichtete sich, wofür Sou Fujimoto Architects stehen: auf den ersten Blick schlichte, meist monochromatisch weiße, dennoch komplexe Strukturen, die zum Erklimmen geradezu auffordern und dazu einladen, die Welt aus ungewohnten Perspektiven zu betrachten.

Jurybegründung

Wenn es eines gibt, das Sou Fujimoto Architects wie kein zweites Büro immer wieder eindrücklich beweisen, dann, dass Architektur sich im besten Sinne nicht als Gegenspieler zur Natur, sondern als ihre Verbündete betrachten lässt. Architektur ist Natur. Natur ist Lebensraum. Ein Haus wie ein Baum ist so etwa das 56 m hohe Wohnbauprojekt »L’Arbre Blanc«, welches das Büro 2019 im südfranzösischen Montpellier fertiggestellt hat. Anhand von mehr als 100 Balkonen, die – zwischen 7 und 35 qm groß – Ästen oder Vogelnestern gleich in alle Himmelsrichtungen aus dem runden Baukörper ragen, bringt das Team um Sou Fujimoto die Stadt als Wald zum Ausdruck, in dessen symbiotischem Zusammenspiel sich Mensch und Tier ihren Platz suchen. Am Ufer des Südchinesischen Meeres auf der Insel Hainan wiederum schlägt seit 2023 im Rahmen eines internationalen Kunst- und Kulturprojekts das ringförmige Cultural Center mit seinem begehbaren Dach sanfte Wellen. Und für das umlaufende Dach aus geflochtenen Gräsern des »Flowing Cloud Pavilion« in einem Bergdorf im chinesischen Hangzhou ließ sich Fujimoto von tiefhängenden Wolkenschleiern inspirieren, die die Häuser und den angrenzenden Wald verbinden. Atemberaubend schön!

Statement Sou Fujimoto:

»Wir fühlen uns geehrt, den ICONIC AWARD für Architects of the Year 2023 zu erhalten. Unsere Bauwerke entstehen durch die Auseinandersetzung mit einer sehr fundamentalen Frage: der Suche nach der Beziehung zwischen Natur und menschlichem Werk sowie nach der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auf der Grundlage dieser architektonischen Philosophie haben wir sowohl in Tokio als auch in Paris zusammengearbeitet. Deshalb sind wir sehr glücklich und stolz, von vielen Menschen und prominenten Jurorinnen und Juroren aus der ganzen Welt, die sich um die Entwicklung guter Architektur bemühen, bewertet worden zu sein. Wir werden uns auch weiterhin einer Architektur widmen, die wirklich im Einklang mit der Natur, der Stadt und den Menschen steht.«

 

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Interior Designers of the Year – Holzrausch

Bei dem Münchener Interior-Design-Studio Holzrausch ist der Name Programm: Berauscht von Holz (und vielen weiteren natürlichen Werkstoffen), pflegt das Team um die beiden Schreinermeister Sven Petzold und Tobias Petri seit 1998 eine minimalistische Formensprache, die die Einzigartigkeit der verwendeten Materialien mit handwerklich hohem Anspruch zelebriert. Architektinnen wie Architekten, Innenarchitektinnen wie Innenarchitekten und Möbeldesignerinnen wie Möbeldesigner verbindet neben ihrer ganzheitlichen planerischen Betrachtung dasselbe Bestreben nach Beständigkeit, von dem auch die Ausführung motiviert ist. Denn vom Möbelstück bis zur gesamten Innenarchitektur konzipiert Holzrausch nicht nur Entwürfe, sondern übernimmt auch die Produktion – in einer eigenen Schreinerei im bayerischen Forstern und einer Werkstatt im slowakischen Nižná. Auf diese Weise stellt das Unternehmen sicher, dass das gewünschte Objekt in jedem Detail, vom ersten Bleistiftstrich bis zum letzten Schliff, den selbst gesteckten Qualitätsstandards entspricht. Der Begriff ›Luxus‹ mag bei Holzrausch auf der Zunge liegen, verdient aber den Hinweis, dass Zeit der wohl kostbarste Faktor unserer Existenz ist. Ganz in diesem Sinne sind die Entwürfe des Büros dafür geschaffen, in Würde zu altern, erlebt, geliebt und gepflegt zu werden.

Jurybegründung

Ihre Begeisterung für das Handwerk wirkt ansteckend, ihre Kunstfertigkeit im Entwurf ebenso wie in der Produktion lässt Naturmaterialien lebendig erscheinen und aus der Strenge, die den Projekten von Holzrausch innewohnt, entfaltet sich eine Harmonie, für die dieses Unternehmen einzigartig ist: Da ist zum Beispiel das Interior der Münchener Stadtwohnung »K5« – Wandverkleidungen, enorm viel Stauraum hinter den Fronten der Einbauschränke und verborgene Türen, allesamt im einheitlichen Eichenholzton, sorgen für Aufgeräumtheit, für Minimalismus pur. Wärme und Tiefe in den Raum bringen die matten Oberflächen, die Maserung des erlesenen Holzes sowie Travertin, der den Boden und die Oberflächen einer Kücheninsel einnimmt. Gestalterische Expertise und handwerkliche Perfektion finden hier zu einer Vollkommenheit, der bisweilen eine japanisch-zeremonielle Anmutung zu eigen ist. Ähnlich wie in dem Restaurantprojekt »Jan« in der bayrischen Landeshauptstadt. Private Sitzkojen am Rande des lang gestreckten Gastraumes, ein Boden aus breiten Dielen, kalkgespachtelte Wände und eine eindrucksvolle Rasterdecke bilden die Bühne für die hier servierte Spitzenküche. Ein beeindruckendes Kleinod ist schließlich das Apartment »HS14« in München, dem Holzrausch so viel nützlichen Raum abgewonnen hat wie möglich – auch das ist eine Kunst, die sie sichtlich beherrschen.

Statement Holzrausch:

»Der Ansatz bei der Gestaltung unserer Interiors ist immer ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen, den Ort und die angedachte Nutzung. Durch die Verwendung natürlicher und echter Materialien, die handwerklich in feinster Präzession in unseren eigenen Werkstätten verarbeitet werden, entstehen extrem individuelle Innenraumkonzepte. So schaffen wir Atmosphären, Lieblingsstücke, Orte, die zum Lebensraum taugen. Diese tolle Auszeichnung bedeutet für uns, wir sind hier auf dem richtigen Weg. Vielen Dank an die gesamte Jury!«

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Architects’ Client of the Year – Vestre The Plus

Unternehmensbeschreibung:

In nur 18 Monaten Bauzeit hat der norwegische Möbelhersteller Vestre seine neue Fabrik in den dichten Wäldern nahe der Gemeinde Magnor (Norwegen) fertiggestellt und im Jahr 2022 eröffnet. Als größte Investition in die norwegische Möbelindustrie seit Jahrzehnten ist das Werk ein weltweit beachtetes Vorzeigeprojekt für nachhaltige und effiziente Produktion. Gemeinsam mit der Bjarke Ingels Group (BIG) entwickelte Vestre eine völlig neue Typologie für Fabriken, in der Mensch, Produktion, Technologie, Architektur und Natur eng miteinander verbunden sind. Auf rund 6.500 qm Nutzfläche wurden vier Produktionsbereiche untergebracht. Die besondere Geometrie des Gebäudes unterstützt einen offenen und effizienten Arbeitsablauf. Das Herzstück von The Plus ist der offene Innenhof mit einem Ahornbaum im Zentrum des Gebäudes. Es verbindet nicht nur die Produktionsstätten mit den Büroräumen und dem Besucherzentrum, sondern gewährt Besucherinnen, Besuchern und Mitarbeitenden auch Einblicke in die Produktion.
Um die Eingriffe in die Natur möglichst gering zu halten, wurden für den Bau überwiegend recycelte Materialien und nachwachsende heimische Rohstoffe verwendet. The Plus wurde als erste Möbelfabrik der Welt entworfen, um die höchste Umweltzertifizierung BREEAM Outstanding zu erhalten. Dies erreichen sie mit 50% weniger Treibhausgasemissionen in der Fertigung, Technologie zur Abwärmenutzung und der zusätzlichen Erzeugung von rund 250.000 kWh erneuerbarer Energie pro Jahr durch mehr als 1.200 Solarmodule.

Jurybegründung

Mit The Plus ebnet Vestre den Weg für das, was möglich ist: wirtschaftliches Wachstum – nicht trotz, sondern dank des Engagements für eine grüne, klimagerechte Zukunft. Bauen in und mit der Natur – das war der Wunsch des norwegischen Herstellers von Stadtmobiliar für seine neue Fabrik. Realisiert hat ihn das renommierte Architekturbüro Bjarke Ingels Group, das den Mehrwert des Neubaus für Umwelt und Mensch zugleich auch eindrucksvoll in der Gebäudeform zum Ausdruck brachte. Denn aus der Luft betrachtet liegt die Fabrik wie ein riesiges Plus in der Waldlandschaft. Tatsächlich ergeben sich aus der Struktur fünf Gebäudeteile, deren Funktionen im zentralen Berührungspunkt zusammenfließen. Die vier Produktionsflügel erstrecken sich jeweils auf 21 m über einer frei gespannten Leimholz-Rahmenkonstruktion, im Zentrum befinden sich ein Besucherzentrum und Büros mit kreisrundem Lichthof. Entstanden ist damit eine einzigartige, aus den logistischen Anforderungen resultierende Typologie, die dank umlaufender Fensterbänder stets in Kontakt mit dem Wald steht. Ein echtes Plus für Natur, Mitarbeitende und Marke, das sich den Ehrenpreis »Architects’ Client of the Year« verdient.

Statement Vestre:

»Wir sind sehr dankbar für diese Ehre und Anerkennung. Ein Fabrikgebäude wie The Plus ist noch nie gebaut worden. Vestre hatte die klare Vision, die sauberste und umweltfreundlichste Möbelfabrik der Welt zu schaffen. Für einen norwegischen Möbelhersteller in Familienbesitz ist ein neues Vorzeigewerk inmitten eines norwegischen Waldes ein Mittel, um die Welt zu verändern: Der grüne Wandel ist möglich! Gemeinsam mit der Bjarke Ingels Group (BIG) haben wir eine neue Typologie für Fabriken entwickelt. Bei der Verwirklichung von The Plus sind wir nie von unserem ursprünglichen Ziel abgewichen und haben keine Qualitätskompromisse gemacht. Wir hoffen, dass es einen Boom in der grünen Industrie geben wird und sich mehr Unternehmen dafür entscheiden, unsere gemeinsamen Klimaziele zu übertreffen.«

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